Wie werd‘ ich nur die Zweifel los?
"Ein Fenster der Gelegenheit kommt anders als du es dir vorgestellt hast."
Diese nüchterne Antwort bekam ich gestern auf meine Frage nach der Zeitqualität.
"Was ist denn meine Vorstellung?", schoss es mir durch den Kopf. "Dass sich der Himmel öffnet und es Wunder regnen lässt", bekam ich zur Antwort. "Schitte," dachte ich bei mir, "das klingt so, als hätte ich etwas Entscheidendes noch nicht kapiert." Mein schlechtes Gewissen fing an zu piksen.
Da gibt es etwas, das habe ich mir schon unzählige Male versprochen, zu beenden, denn es tut mir nicht gut. Doch finde ich immer wieder neue Entschuldigungen, die Deadline nach hinten zu schieben.
"Und was geschieht stattdessen? Gibt es etwas, was ich wissen sollte?"", hakte ich nach. So eine scheinheilige Frage: "Gibt es etwas, was ich wissen sollte?" Ich weiß, was zu tun ist!
Meine Selbstzweifel in Bezug auf meine Verlässlichkeit, haben ihren Grund.
Das Vertrauen in deine Fähigkeiten wächst mit jeder Herausforderung, der du dich stellst.
Oft genug bekomme ich meinen Allerwertesten nicht hoch, um mich aus meiner Komfortzone zu bewegen. Okay, einmal tief Luft genommen, schau es dir an, liebste Yanara und tu, was zu tun ist!
Die Angst nicht zu genügen, das Leben "nicht gebacken zu bekommen", ist eine unsrer größten Befürchtungen.
Kannst du dir vertrauen oder lässt du dich, wenn's drauf ankommt, einfach im Regen stehen?
Das ist eine der Fragen, die du dir ehrlich beantworten darfst.
Wie verlässlich bist du dir selbst gegenüber? Wenn du Ja sagst, handelst du auch danach? Kommst du in die Pötte, oder versuchst du es nur? Denn drehst du halbherzig immer wieder dieselbe Versuchsschleife, wirst du den Zweifel nicht los.
Neigst du auch dazu, unangenehme Dinge oder etwas, in dem du noch keine Routine entwickelt hast, aufzuschieben?
Dir fallen tausend Dinge ein, die du erst erledigen oder wissen musst, bevor du anfangen kannst. Wahrscheinlich wirst du superproduktiv, doch leider in der falschen Richtung. Ich zum Beispiel, fange dann ausgiebig zu putzen an.
Die Krux bei der Sache ist, je länger du etwas vor dir herschiebst, umso tiefer sinkt dein Selbstvertrauen.
In Gedanken bist du ständig damit beschäftigt, wie du anfangen könntest oder du überlegst dir Ausreden dafür, dein Vorhaben fallen zu lassen.
Im amerikanischen gibt es die schöne Redewendung: „Eat that frog" – zu Deutsch: Iss den Frosch“. Es meint, wenn du schon am Morgen einen Frosch isst, kann der Tag nichts Schlimmeres mehr bringen und du kannst entspannen. Oder anders ausgedrückt, erledige die unangenehmen, doch wesentlichen Dinge zuerst. Schiebe sie nicht hinaus. Danach bist du rund mit dir, hast du den Kopf frei und genügend Energie für den Rest des Tages.
Eine Herausforderung anzunehmen und durchzuziehen ist eine grandiose Detox Kur für deine Selbstzweifel.Das nächste Mal, wenn eine neue Aufgabe auf dich wartet und du den Drang verspürst, es vor dir herzuschieben, frage dich:
Wie würde ich mich fühlen, wenn's erledigt wäre?
Nimm dein Unterbewusstsein mit ins Boot! Kreiere in Gedanken ein souveränes Selbstbild. Fühle dich hinein! Aus diesem Selbstbild heraus wird dir dein Unterbewusstsein die notwendigen Impulse für deine nächsten Schritte geben, sodass du die Aufgabe leicht und mit Freude erledigen kannst. Und dann tu es!
Des Weiteren: Hast du den Mumm, Nein zu sagen, egal wie viele Menschen und Erwartungen du dadurch enttäuschst, wenn du fühlst, das passt einfach nicht für mich?
Weißt du, worauf ich hinaus will?
Bist du klar in deiner Ausrichtung, kannst du dir den Rücken freihalten, dein Potenzial kraftvoll bündeln, für die Dinge, die jetzt in deinem Leben Ausschlag gebend sind.
Zweifel ist ein Zeichen für dein zweigeteilt sein.
Zweifel entsteht aus inneren Zerrissenheit. Ein grundlegendes Bedürfnis jedes Menschen ist Sicherheit. Doch ebenso hat er das Bedürfnis nach Stimulanz.
Der sicherheitsbedürftige Anteil will die alte Ordnung aufrechterhalten, komme, was wolle. Doch der Abenteurer will auf zu neuen Ufern, und zwar sofort. Bildlich gesprochen erzeugt dies ein Fahren mit angezogener Handbremse.
Sicher kennst du das Gefühl, noch nicht so weit zu sein, wie du gerne wärst, oder glaubst sein zu müssen. Was bewirkt das in dir?
Wahrscheinlich Folgendes: Du wertest es als Versagen. Und während ein Teil in dir dem gefühlten Versagen ausweicht und sich ablenkt, indem er Serien schaut, Party macht oder auf dem Sofa sitzend Schokolade in sich reinstopft, treibt der andere Teil dich an, noch mehr zu tun, dich noch mehr anzustrengen, um besser zu werden … so lange, bis du erschöpft zusammenbrichst.
Sei sanft mit dir, es braucht Zeit, um die Verbindlichkeit dir selbst und deinen Bedürfnissen gegenüber, in deinem Herzen neu auszurichten und zu verankern. Bis die Bewegung aus deinem Herzen, der du vertrauensvoll folgen kannst, entsteht, wirst du zwischen diesen beiden Polen hin und her pendeln.
Wie wirst du jetzt den Zweifel los?
Erst einmal darfst du deinen Zweifel annehmen, mit allem, was dazu gehört. Doch schenke ihm nicht so viel Bedeutung. Er verdient keine Hauptrolle auf der Bühne deines Lebens, lass ihn nicht über dein Leben bestimmen. Richte dich nicht nach ihm aus – eine Statistenrolle tut es auch.
Schau dir deine Zweifel an. Mit einer Flut von positiven Glaubenssätzen, über deine Zweifel wie ein Bulldozer hinweg zu rollen, macht keinen Sinn. Du musst gefühlsmäßig eine Verbindung zu der erwünschten Realität herstellen können, um sie anzuziehen.
Worauf will dich dein Zweifel hinweisen? Wo fehlt dir innere Sicherheit? Welche Schritte kannst du konkret gehen, um ein Gegengewicht zu deiner Unsicherheit zu erschaffen, eine neue Betonung zu bewirken? Wie kannst du deine Guthabenseite auffüllen?
Zweifel hat durchaus einen Wert und so manches Mal auch seine Berechtigung. Sicher kennst auch du Menschen, die scheinbar nicht an sich zweifeln und mit dem größten Selbstverständnis einen unvorstellbaren Bullshit verzapfen. Etwas Zweifel täte ihnen gut, könnte man meinen. Doch alles hat seine Zeit.
An sich zu zweifeln, beinhaltet die Fähigkeit sich selbst infrage zu stellen, zu akzeptieren, da ist noch Luft nach oben. Eine Grundvoraussetzung zum Wachstum und zur inneren Reife. Und dazu braucht es Mut.
Ebenso wie es Mut braucht, den inneren Ängsten und Zweifeln zu begegnen indem wir auf das zugehen, was uns Angst macht. Indem wir uns unseren Glaubensmustern, Überzeugungen und unserem alten Weltbild stellen.
Und wenn es sein muss, eben mit zitternden Knien.
Die Gewissheit, ob dein Zweifel berechtigt oder du dich im falschen Film – ja, vielleicht sogar, etwas drastisch ausgedrückt, im falschen Leben befindest – gewinnst du erst, wenn du es tust.
Wenn du aufhörst, zu mutmaßen, was wäre wenn; denn das ist Zukunftsmusik und nicht relevant.
Wenn du nicht weiter in deiner Kindheit nach Entschuldigungen suchst; es ist vorbei, Vergangenheit.
Sondern dir erlaubst, hier und jetzt neue Erfahrungen in deinem Leben zu verankern, indem du trotz Angst und Zweifel das tust und zum Ausdruck bringen, was dir im Innersten entspricht.
Und dann … lässt der Zweifel los.
Ich glaub' an dich!
Deine Yanara