Partnerschaft auf Augenhöhe
In der vorletzten Märzwoche hatte ich eine Vision. Ich sah eine kreisförmige Bewegung, die in meinem Umfeld einsetzte, einen großen Strudel erzeugte, mich einschloss, ergriff und in die Tiefe riss. Doch so heftig und unerwartet, wie die Bewegung eingesetzt hatte, so abrupt endete sie auch. Danach wurde es ganz still in mir und ich fühlte mich unendlich geliebt und getragen.
Das fühlte sich gut an :-)). Doch wie jedes Mal, wenn ich Geschehnisse vorhersehe, bleibt es mir nicht erspart, sie mit allen Höhen und Tiefen zu durchleben. „Du wirst im Nachhinein dankbar sein, für die Ereignisse, die sich jetzt vollziehen, denn sie werden dich in deine unerschütterliche Ruhe bringen“, sprach Meister Kuthumi, Aufgestiegener Meister und einer meiner treuesten Begleiter, seit vielen Jahren.
Bei seinen Worten wurde es mir leicht mulmig. Doch habe ich es mir zur Angewohnheit gemacht, die Tür erst dann zu öffnen, wenn die Erfahrung im Hier und Jetzt bei mir anklopft und mir nicht vorher schon, den Kopf darüber zu zerbrechen.
Diktatoren, Narzissten scheinen zurzeit wie Pilze aus dem Boden zu sprießen. Das alte männliche Feld kämpft mit aller Verbissenheit um die Macht. Die Mittel, derer sie sich bedienen, sind Dominanz, Dogmatismus, Kontrolle und ein gnadenloses Urteil ohne jedes Mitgefühl. Versteh mich bitte nicht falsch, das ist kein Affront gegen Männer. Im Gegenteil:
Diese Welt braucht starke Männer. Stark in ihrer Liebe, weise in ihrem Denken und kraftvoll und klar in ihrem Handeln für ein lebendiges Miteinander.
Und diese Männer brauchen keine Frauen, die sie bemuttern, sondern Partnerinnen auf Augenhöhe, die ihnen etwas zutrauen.
Doch dazu müssen wir erst unser inneres Kind heilen. Und diese Heilung will jetzt vollzogen werden. Unser Schattenkind will in die Sonne, es will in Liebe erkannt werden, um zu heilen.
Das verletzte und nicht genügend genährte innere Kind des Mannes, sucht in jeder Frau die Mutter, die ihn trägt und nährt.
Doch solange er nicht für sich selbst liebevoll sorgen kann, erlebt er sich abhängig von ihrer Liebe und dadurch eben auch entmachtet. Aus diesem Grund übernimmt sein Schattenkind die Zügel.
Der Ausweg, so scheint es diesem, ist, die Mutter in der Frau zu bestrafen und zu erniedrigen, damit er größer erscheinen und sich als Mann fühlen kann.
Und auch der Zorn wächst schnell ins Uferlose. Denn die Gedanken, in Anbindung der vergangenen Erfahrungen, haben den Schatten schon über die Zukunft geworfen. Der verletzte kleine Junge im Manne, ist sich seiner Liebe nicht sicher und er verletzt, um in seiner Wahrnehmung Bestätigung zu finden. Denn was wir kennen, damit kennen wir uns aus. Es schenkt uns einen vermeintlichen Halt.
Das verletzte kleine Mädchen in uns Frauen, ist versucht, in jedem Mann den Vater zu suchen … in seinem Schoß zu verweilen, auf der Suche nach Geborgenheit, Sicherheit, Trost und Halt.
Doch unterdrückt der Vater das Weibliche in sich, sind Bedürfnisse und Gefühle für ihn gleichbedeutend mit Schwäche. Seine Tochter muss er von sich stoßen, denn sie bringt ihn in Berührung mit seiner eigenen Bedürftigkeit. Hat er keine Bedürfnisse, kann ihm diese auch niemand verweigern, ist seine unbewusste Schutzbehauptung. Gefühlt bleibt er dadurch in der vermeintlich stärkeren Position. Der Preis dafür ist jedoch hoch, denn die Folge ist Mangel und Isolation.
Das weibliche, verletzte innere Kind lernt schnell, sich zu beherrschen, Bedürfnisse nach Sicherheit und Liebe, zu unterdrücken. Die Liebe des Vaters erhält es nur dann, wenn es Stärke beweist, seine Werte teilt. Und es beginnt, um die Liebe des Vaters im Mann zu kämpfen.
Ziel ist, im Lebenszentrum des bislang unerreichbaren Vaters zu stehen.
Denn erst durch sein Sehen und seine Anerkennung ihrer weiblichen Qualitäten, fühlt sich die Tochter erhoben und gleichgestellt.
Doch gleichzeitig muss sie gegen die Werte des Vaters kämpfen. Die weiblichen Werte über die männlichen Werte stellen. Das männliche Prinzip abwerten, um ihren gefühlten Minderwert zu kompensieren. Ein fortwährender Kampf darum, gesehen und erkannt zu werden.
Erst wenn unsere inneren Kinder geheilt, können Mann und Frau sich auf Augenhöhe begegnen. Ihre unterschiedlichen Qualitäten wertschätzen und miteinander teilen.
Durch die Heilung des inneren Kindes ist der Mann in der Lage, sich selbst mit Verständnis und Liebe zu begegnen. Er lernt sich mit offenem Herzen mitzuteilen, kennt seine Bedürfnisse und kann liebevoll für sich sorgen. Er muss nicht mehr hart sein, um sich als ganzer Mann zu fühlen, sondern kann die Stärke seines Herzens erfahren.
Wir Frauen dürfen unsere Männer aus der Forderung nach Verständnis, Sicherheit und Halt, entlassen und unsere Aufmerksamkeit nach innen wenden. Wir dürfen uns in unsere Weiblichkeit begeben und den eigenen unerfüllten Raum mit unserer Liebe füllen, sodass wir uns selbst in unserer Liebe erkennen, wertschätzen und tragen können.
Unabhängig, von der äußeren Geschlechterrolle, dient es nicht nur unserer persönlichen, sondern auch der Heilung der gesamten Erde, wenn wir unsere weiblichen und männlichen inneren Kinder erlösen. Denn, sobald dies in einem größeren Ausmaß geschehen ist, hat der Konkurrenzkampf, unser Ringen um Anerkennung und gesehen werden, ein Ende. Mit vereinten Kräften unserer gebündelten Energie, können wir uns den wirklich brennenden Themen stellen, statt unsere Energie im heillosen Kleinkrieg zu vergeuden.
Lebendig in Beziehung sein, heißt für mich inneres und äußeres in Einklang zu bringen, sodass wir auf eine gesunde Art und Weise miteinander wachsen können. Es beinhaltet unsere Reise vom ICH zum DU ins WIR.
Lebendige Beziehung beginnt bei uns und unseren Liebsten, doch sollte sie nicht dort enden …
denn wir sind ein Leib, ein Herz, ein Geist und eine Erde.
Deine Yanara